Inga Rienau

Nähern wir uns dem Thema doch, wie es sich gehört, kulturgeschichtlich!

Der in die Wiege gelegte Schicksalsfaden wurde schon in der Antike durch die Moiren und bei den Germanen durch die Nornen vermessen, gesponnen und gewebt. Und dann leider auch zu gegebener Zeit wieder durchtrennt. Dieser Mythos lebte noch bis ins Mittelalter, wo es als Unglück bringend galt, Kleidung am Körper auszubessern. Unser Leben hängt hier und da am seidenen Faden, vielleicht merken wie es gar nicht immer, wenn wir unachtsam die Straße passieren. Von Schlimmerem zu schweigen: als Studentin spazierte ich über einen Platz in Jerusalem, auf dem am nächsten Tag eine Bombe detonierte. Damals schon.

Dieser Schicksalsfaden musste nicht rot sein, vielleicht war es aber schon der Ariadne-Faden im Labyrinth des Minotauros, diesem blutrünstigen Mann mit Stierkopf? Die verliebte Prinzessin hatte ihn ihrem Theseus mitgegeben, damit er nach vollbrachter Heldentat – nämlich Minotauros zu erschlagen – wieder aus dem Labyrinth herausfand. So ein Signalrot machte sich da gut!

Die Bedeutung einer besonderen Wertigkeit gewann der rote Faden literarisch durch den ollen Goethe. In einer Erläuterung zu Ottilies Tagebuch in den „Wahlverwandtschaften“ zog er zum Vergleich die Britische Marine heran: in deren Schiffstauen war jeweils ein roter Faden eingewebt, der die Zugehörigkeit zur Krone belegte. Für Goethe ein gelungenes Bild, um die Verflechtung der Motive im Roman zu beschreiben.

Bevor ich den Faden verliere – was Goethe nur selten passierte – beschließe ich den kleinen Exkurs!

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