Inga Rienau

Manche Menschen träumen davon, sich irgendwann in Paralleluniversen zu bewegen, abgehoben von der Lebenswirklichkeit mit ihren manchmal nervtötenden und langweiligen Aspekten.

Vielleicht ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich Homo Sapiens in seiner unstillbaren Neugierde überflüssig macht? Roboter und Androiden müssen lediglich perfektioniert werden. Und auch der Mensch als wandelndes Ersatzteillager, als Cyborg auf dem Weg in die Unsterblichkeit, ist nicht mehr bloße Utopie.

Wird unsere Vergangenheit irgendwann gelöscht, lästiges Fehlprodukt unserer Festplatte? Was bleibt von unserer Kindheit? Gibt es dann noch überlieferte Geschichte – jedes Einzelnen, aber auch der Menschheit insgesamt?

Ein ambivalentes Thema. Faszinierende Möglichkeiten und erschreckende Abgründe tun sich auf.

In meinem neuen Projekt „Metaversum minus x“ will ich diesem „Quo vadis?“-Gedanken bildnerisch auf die Spur kommen, ausgehend von (m)einer Kindheit in der „guten alten“ Bundesrepublik. Fast vergessen – die Republik und auch die Kindheit, hier wieder zu Tage gefördert, mit Bruchstücken, vergilbten Fotos aus Familienalben, übermalt, digital bearbeitet. Wie sieht Kindsein heute aus? Gibt es Konstanten? Ich denke, ja! Neugierde, Fantasie, Spontaneität, aber auch Kummer, Zorn und Angst … Das ganze Spektrum von Emotionen findet sich übergreifend, in allen Kulturen, zu allen Zeiten. Es begründet unser Menschsein.

Was davon wird bleiben?

Meine Bilder der nächsten Monate (oder Jahre 😊) werden um unser zweites Ich kreisen, den idealen Avatar in einer Parallelwelt. Schon bald wird er oder sie oder es … käuflich zu erwerben sein und seine eigene programmierte Geschichte schreiben. Wer bestimmt dann unsere Sehnsüchte? Wo verläuft die Grenze zwischen Selbst und Projektion? Den Schöpfern eines solchen Metaversums dürfte eine Verschiebung der eigentlichen Bedürfnisse in Richtung Avatar recht sein: schließlich geht es um Profit.  

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